Gesangverein und Kirchenchor Cäcilia Enkhausen
Im Februar 1922, als die Menschen in der noch jungen Weimarer Republik begannen, sich von den Folgen des 1. Weltkrieges zu erholen, gründete der Enkhauser Lehrer Anton Klauke den Kirchenchor Cäcilia Enkhausen. Die Tradition des Chorgesanges in Enkhausen begann noch einige Jahre vor Gründung des Kirchenchores. Bereits im Jahre 1913 war ein Männerchor gegründet worden, dem auch der spätere Bundespräsident Heinrich Lübke als Gründungsmitglied angehörte. Schon ein Jahr nach Gründung dieses Chores brach der 1. Weltkrieg aus. Viele Sänger wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Krieg konnte der Männerchor nicht mehr zu neuem Leben erweckt werden.
Der Gesangverein Cäcilia Enkhausen war über die gesamte Zeit seines Bestehens als Träger musikalischer Kultur ein wichtiges Mitglied der Enkhauser Dorfgemeinschaft und hatte seine Bedeutung auch in der Region. Die Saat, die Anton Klauke 1922 ausbrachte, war aufgegangen. Der Chor hat viele Blütezeiten erlebt und im Laufe der Jahre reichlich Früchte in der kirchlich-religiösen wie in der weltlichen Gesangskultur getragen. Im Jahresprogramm des Chores standen feierliche Umrahmungen von Hochfesten in den Kirchen des Kirchspiels Enkhausen. Die Festgottesdienste zum Laurentiusfest, zu Weihnachten und Ostern wurden feierlich musikalisch umrahmt. Die Sängerinnen und Sänger traten mit beachtlichen Erfolgen bei kirchlichen und weltlichen Konzerten auf. Zum Repertoire des Chores gehörten Chorwerke in 7 Sprachen aus allen Musikepochen. So sang der Chor neben klassischem Liedgut auch Spirituals und moderne, rhythmische Chorwerke.
In den 100 Jahren des Vereinsbestehens hat sich vieles ereignet und einiges gewandelt. Zur Gründungszeit des Chores leistete Lehrer Anton Klauke sehr gute Vorarbeit schon in der Schule. Die Kinder bekamen im Fach Musik eine fundierte gesangliche Ausbildung. Schülerinnen und Schüler, die im Chor sangen, wurden zudem durch die Befreiung von den ungeliebten Hausaufgaben für den Chorgesang motiviert. Jungen, die noch nicht im Stimmbruch waren, sangen die Sopran- oder Altstimme. So konnte unser Sänger im Bass, Karl Heddergott, zu Recht von sich behaupten, zu den wenigen Männern zu gehören, die in ihrer Laufbahn als Sänger im Sopran, Alt, Tenor und im Bass, also in allen Stimmen eines gemischten Chores, gesungen zu haben.
Die Sänger aus Bass und Tenor, die nach dem 2. Weltkrieg aus der Gefangenschaft zurückkehrten, fanden kein blühendes Vereinsleben vor. Mit den Chorleitern Richard Hennecke und Anton Klauke gelang es dennoch, die geliebte Cäcilia in engagierter Chorarbeit wieder aufzubauen. Schon bald bestand der Klangkörper Cäcilia Enkhausen aus 63 Sängerinnen und Sängern. Unvergessen sind vielen heute noch die Auftritte des Chores zu Ehren des großen Enkhauser Sohnes, des Bundespräsidenten Heinrich Lübke. Es waren schon Erlebnisse, beim Bundespräsidenten zur feierlichen Amtseinführung in Enkhausen zu singen oder in der Villa Hammerschmidt von ihm empfangen zu werden, um ihm ein Ständchen zu bringen.
Waren in den Anfangsjahren des Vereins Weltwirtschaftskrise, Krieg oder Krankheiten die großen Herausforderungen des dörflichen Vereinslebens, sind die heute zu bewältigenden hohen Hürden der demografische Wandel und das immer größer werdende Angebot zur Freizeitgestaltung. Aus Sicht des Chorgesangs bedeutet demografischer Wandel wohl, die Menschen werden immer älter – und die Chöre sterben immer früher, wenn man einmal auf die Einstellung des Chorgesanges der Chöre in unseren Nachbardörfern blickt. Seit 2020 ist die Coronakrise noch erschwerend hinzugekommen. Seitdem fanden aus Sorge vor einer Ansteckung der meist älteren Sängerinnen und Sänger keine Chorproben mehr statt. Der Chorgesang ist deshalb bei vielen feierlichen Veranstaltungen verstummt.
Mit der Onlineschaltung des Digitaldorfes Enkhausen verbindet der Chor die Hoffnung, dass sich, vielleicht auch aus den Nachbardörfern, Frauen und Männer finden, die Spaß und Freude am Chorgesang haben. Für Enkhausen und für die Region wäre es schön, wenn der Chorgesang der Cäcilia bei kirchlichen wie weltlichen Anlässen wieder erklingt.
Heinrich-Lübke-Straße 10 5986 Sundern